Einer der erfahrensten österreichischen Gerichtsgutachter in Unterhaltssachen, Prof. Mag. Rudolf Siart, hat gemeinsam mit dem als Fachautor bekannten Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder, MMag. Florian Dürauer, das „Praxishandbuch der Unterhaltsbemessung“ im Linde Verlag publiziert.
In dem so wirkmächtigen Gebiet des Ehegatten- und Kindesunterhalts, welches seine primäre Rechtsquelle nicht in den wenigen und sehr allgemein gehaltenen gesetzlichen Unterhaltsbestimmungen, sondern in den gerichtlichen Entscheidungen hat – zu den vier dürren Absätzen des § 231 ABGB, welcher die zentrale gesetzliche Grundlage des Kindesunterhalts bildet, hat Gitschthaler in der jüngsten Auflage seines Standardwerkes „Unterhaltsrecht“ mehr als 400 Seiten (!) an Judikatur zusammengetragen – bietet das „Praxishandbuch der Unterhaltsbemessung“ als unverzichtbares Gegenstück zu den Entscheidungssammlungen einen Leitfaden dafür, wie die aus der Judikatur abgeleiteten Grundsätze konkret auf Einzelfälle in der Praxis umgelegt werden können.
Das Werk, welches sich in seinem Aufbau zum besseren Verständnis an einem Unterhaltsgutachten orientiert, führt den mit der Unterhaltsbemessung befassten Praktiker, sei er Anwalt, Richter, Rechtspfleger oder eben ein von der Thematik unmittelbar Betroffener, Schritt für Schritt von der Einleitung eines Gutachtensauftrages über dessen Durchführung (Unterlagenanforderung, Berücksichtigung der rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Grundlagen, Ermittlung aller Einkunftsquellen unter Bedachtnahme auf die Besonderheiten der verschiedenen Rechtsformen, in denen sich eine wirtschaftliche Tätigkeit entfalten kann), Ergebnisanalyse und Plausibilitätsprüfung, hin zum eigentlichen Ziel der Autoren, nämlich auf Basis einer betriebswirtschaftlichen Grundkonzeption und einer ökonomischen Arbeitsweise (zB Erstellung eines „Grundlagengutachtens“), Vergleichsmöglichkeiten im Gerichtsverfahren zu eröffnen und so die Austragung zeit- und kostenaufwendiger Verfahren zu vermeiden, jedenfalls aber schon die Qualität der erstinstanzlichen Entscheidungen zu verbessern.
Auch für das Vorfeld eines Unterhaltsverfahrens bietet das Werk Unterhaltsberechtigten bzw. ihren Vertretern eine Vielzahl von Tipps, wie man den Unterhaltsschuldner so zielgerichtet und kompetent nach seinem Einkommen bzw den Grundlagen hierfür fragen kann, dass allen Beteiligten eine realistische Einschätzung der Ansprüche und ihrer Durchsetzbarkeit möglich wird.
Das Praxishandbuch imponiert dadurch, dass es einerseits nicht jede unternehmerische Tätigkeit unter einen „Generalverdacht“ stellt, aber gleichzeitig durch eine Sensibilisierung für objektive Auffälligkeiten hilft, dolosen Verhaltensweisen eines Unterhaltspflichtigen energisch einen Riegel vorzuschieben.
Dem verdienstvollen Werk ist im Interesse einer leichteren Beilegung von Unterhaltsstreitigkeiten breiteste Annahme zu wünschen.